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Montag, 8.11.04

Gernot: Zur Zeit ist nicht viel vom Baufortschritt zu berichten; man hat den Eindruck, daß nichts passiert. Das stimmt zwar nicht, aber irgendwie habe ich jetzt einen kleinen Durchhänger.

Was ist also auf der Baustelle passiert? Ich habe mir die letzte Woche frei genommen, um tatkräftig beim Tiefbau mit anzupacken und nebenbei noch die Elektro-Arbeiten zum Abschluß zu bringen. Soweit die Theorie. Am Mittwoch fing der Tag recht vielversprechend an; der Sand wurde geliefert, das Wetter war soweit o.k., der Bagger hatte genug Diesel und Jörg und ich waren voll motiviert. Während Jörg begann, vom Schacht aus (wie ich heute weiß, soll man das nicht machen!) die Rohre zu verlegen, nutzte ich die Gelegenheit mit dem Bagger den gelieferten Sand zu verteilen.


Die erste Fuhre
Die letzte Schaufel

Also, Baggerfahren macht ziemlichen Spaß aber es ist nicht ganz einfach, die Schaufel zu steuern. Fahren ist einfach, je ein Hebel pro Seite. Hebel nach vorne heißt die Kette auf der Seite fährt nach vorne. Analog Hebel nach hinten, Kette fährt zurück. Gas geben braucht man nicht, dafür ist ein separater Hebel da, der den Motor auf eine bestimmte Drehzahl bringt und auch nicht reguliert werden muß. Für die Schaufel gibt es ebenfalls zwei Hebel. Ein Hebel ist verantwortlich für links und rechts, für Schaufel ziehen und drücken. Der andere für Schaufel öffnen und schließen und für hoch und runter. Die Bewegungen muß man koordinieren und ehe man es sich versieht hat man die Schaufel voll in den Boden gerammt oder aus Versehen die Schaufel geöffnet und der Sand fällt da raus, wo man es nicht will. Das ganze spielte sich unmittelbar neben der neuen Fassade ab und ich bin ganz schön ins Schwitzen gekommen, daß ich nichts vermackelt. Da ich nicht besonders geübt war, hat das alles seine Zeit in Anspruch genommen und am Ende des Tages hatte ich vielleicht die Hälfte geschafft.

"Gut", dachte ich mir, "morgen ist auch nur ein Tag". Und der neue Tag hatte es in sich! Es hatte nachts geregnet und auch am Morgen tröpfelte es noch. Gut, man kann sich einen Regenschutz anziehen, ist ja auch geschehen. Aber die Erde wurde matschig und schwer und klebte an den Schuhen. Damit kann man ja auch leben. Aber dann kam der Mann von den Stadtwerken. Er machte eigentlich einen netten Eindruck und Jörg dachte, sein Kommen sei Routine. Mal gucken, abnicken und wieder gehen. Mitnichten! Ein Blick auf die Übergabeschächte und folgender Kommentar: "Das müssen aber 100er (sprich 100 cm Durchmesser) sein und nicht 86er!". Angeblich würde das in den Unterlagen stehen (stand aber nicht!) und außerdem stünde das in der DIN (steht aber nicht!). Das Ende vom Lied: Vielleicht mit einer Ausnahmegenehmigung möglich, wahrscheinlich aber alles wieder raus. Jörg war ganz schön fertig und hatte einen Mega-Hals. Ich war da noch ziemlich gelassen, da wir ja einen Pauschalpreis hatten. Trotzdem tat mir Jörg leid und ich war auch ziemlich enttäuscht. Als dann Jörg noch versehentlich mit dem Bagger ein schon gelegtes Rohr zerstörte, war der Tag gelaufen. Während ich die kaputte Stelle mit dem Spaten freilegte, hat Jörg (da Baggererfahrener) noch die restlichen Sand-Verteilarbeiten erledigt. Dann haben wir noch vier Leerrohre für den Hausanschluß vergraben und hatten für den Tag die "Schnauze voll".

A propos Hausanschluß: Als wir im Sommer angefangen haben, bekamen wir die Auskunft: "Hausanschluß: ca. 4 Wochen nach Antragstellung". Als ich am Donnerstag bei den Stadtwerken war, wurde mir aber wenig Hoffnung gemacht, daß es überhaupt noch im Jahr 2004 klappen würde (Der Stromanschluß klemmt sich übrigens an den Anschluß von Gas und Wasser, das geht ganz kurzfristig). Als ich mich dann nach dem Stand unseres Antrages erkundigte, stellte sich heraus, daß dieser noch gar nicht im Eingang war. "Super", dachte ich, denn der Antrag war schon vor einigen Tagen gestellt worden. Jörg hat sich dann dahinter geklemmt und siehe da, der Antrag steckte dann doch im Posteingang der Stadtwerke fest. Boar, was hatte ich einen Hals (wie gesagt, es war der "schreckliche Donnerstag").

Am Freitag stand ich dann immer noch unter Schock und irgendwie ist nichts vorangegangen. Ich wollte mich der Elektrosache widmen aber da packte mich die Verzweiflung. Ich war nicht mehr sicher, ob das alles so richtig war und im Inneren verfluchte ich meine Entscheidung, Elektro selber zu verlegen. Dieses hat Jörg wohl gemerkt und meinte, ein Bekannter von ihm mit viel Elektro-Erfahrung könnte sich die Sache mal ansehen. Er hat ihn zwar seit Jahren nicht mehr gesehen und seine Telefonnummer hat er auch nicht, aber er ist mit mir zu dessen Wohnung gefahren (nicht da) und anschließend zu seiner Arbeitsstelle (war da). Freundlicherweise erklärte er sich bereit, am Abend vorbei zu kommen, um sich den Stand der Arbeiten anzusehen. Gegen 18:00 Uhr kam er dann auch; er war sehr nett und sympathisch und ist mit mir die bis dahin fertige Installation durchgegangen. Bei ein paar Sachen hat er mir gesagt, das macht man so und so, aber im Großen und Ganzen war meine Arbeit in Ordnung. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen und ich konnte mit ihm noch die weiteren Arbeiten (Zähleranschluß und Potenzialausgleich) besprechen und hatte anschließend das Gefühl, es doch noch zu schaffen. Nach der Woche war ich auch so demotiviert, da habe ich neuen Mut gefaßt. Am Samstag wollten wir zunächst den Badezimmer-Heizkörper besorgen...


Wie kann man nur die Hausanschlüsse vor den Eingang legen!

Eike: Wie gesagt, wollten wir. Aber beim Bahr war natürlich keiner mehr vorrätig (wie sollte es auch anders sein). Wir haben noch ein paar Kleinigkeiten gekauft und danach entschieden uns einen arbeitsfreien Tag zu gönnen. Der hat uns auch ganz gut getan, besonders Gernot, nach seiner Frustwoche.

Am Sonntag sind wir dann wieder voll durchgestartet. Ich habe zunächst das Obergeschoß aufgeräumt und gefegt (da stand es ganz schon zu!), während Gernot den Versorgungsschacht vorm Haus gegen das Einfallen schützte. Natürlich konnte Gernot dabei die Sozialkontakte zu unseren zukünftigen Nachbarn pflegen. Dabei kamen merkwürdige Dinge ans Tageslicht. Am Planweg gehen komische Dinge vor sich. Der kurdische Nachbar von gegenüber hat von ein paar Tagen um Mitternacht bei der Nachbarin in der Doppelhaushälfte von gegenüber geklingelt (ihr Mann ist Brite und derzeit für 6 Monate im Irak) und ihr ein unmoralisches Angebot gemacht. Fazit, jetzt hat sie ziemlich Schiß bekommen (natürlich hat sie das Angebot abgelehnt). Desweiteren wurde bei einem anderen Nachbarn ein Akkuschrauber aus der Garage geklaut. Die Garage ist von hinten zwar noch offen, aber der Dieb muß dreist durch den Garten gekommen sein. Bei einem weiteren Nachbarn wurde eine Rolle Dampfsperre entwendet.
Wir wissen schon, warum wir immer so vorsichtig sind.

Später am Sonntag haben wir dann wieder bei Elektro weitergemacht. Ich habe vornehmlich die von Gernot hergestellten Löcher und Schlitze wieder zugegipst. Heute haben wir dann doch tatsächlich unsere Haustürfüllung bekommen. Es ist eine richtig schöne Füllung und sogar Gernot findet daß die Füllung nun doch schöner ist als einfach nur eine große Scheibe satiniertes Glas.

Ach ja, ich habe es geschafft Gernot von seiner Idee abzubringen, das Haus selber von innen zu verputzen. In seinem tiefsten Elektrofrust habe ich ihn gepackt und hatte Erfolg damit. Jetzt werden wir dieses Gewerk auf jeden Fall vergeben. Gott sei Dank! Bei unserem Nachbarn ist das nämlich schon fertig. Gleichzeitig mit uns das Haus gebaut, zeitweise weit abgeschlagen, ist er nun wieder mit einem Lächeln an uns vorbeigezogen. Er hat Elektro nämlich nicht selber gemacht.

Aber er gehört ja auch zu den Landsmännern, die in diesem Land für eine Appel und ein Ei ein Haus hochziehen können und das haben wir gerade heute wieder zu spüren bekommen. Gernot meinte heute zu ihm, wenn die Putzer bei ihm fertig seinen, solle er sie zwecks eines Angebotes doch noch bei uns vorbeischicken. Zuvor hatte unser Nachbar noch damit geprahlt, wie viel (oder wenig) er für seine Putzarbeiten gezahlt hatte.
Dann stand also eine Horde russischer Landsleute bei uns im Haus uns guckte sich um. Es flogen wilde Wortfetzen und Zahlen durch den Raum und schließlich wurde uns ein Preis genannt, der weit über dem unseres Nachbarn lag und das obwohl wir nur eine Etage zu verputzen haben!

Ich habe beschlossen, das war nun wirklich das letzte Mal, daß wir einer russischen Firma eine Chance gegeben haben. Wenn man nicht russisch spricht oder wenigstens einen dicken Zopf trägt, bekommt man bei diesen Firmen den spezial-super-sonder-deutsch Aufschlag. Das ist doch nicht fair und das ist ja nun nicht das erste Mal daß wir das erlebt haben. Ich erinnere z. B. nur an den Elektriker. Nichts gegen unsere russischen Mitbürger, aber das kann doch nun wirklich nicht sein!

Jetzt haben wir einen Termin mit dem einzigen deutschen Putzer weit und breit gemacht und hoffen wenigstens hier auf einen fairen Preis. Aber den werden wir vor Samstag nicht erfahren.
Ach ja, unsere Wohnung ist jetzt vermietet. Die Leute sind schon Mieter unseres Vermieters und wohnen derzeit in einer kleineren Wohnung. Ganz nebenbei habe ich erfahren, daß der Mann bei den Stadtwerken arbeitet. Ich kann nur sagen, da bleibe ich dran, der kann doch mal seine Beziehungen für uns spielen lassen (wenn er schon unsere Küche nicht will).....


Unser Haus nimmt Gestalt an...